Ortsumgehung: "Entscheidung trifft jeder selbst"


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"Brauchen wir die Ortsumgehung - ja oder nein ?"


LAUTERBACH/WARTENBERG - In der Frage aller Fragen "Brauchen wir die Ortsumgehung - ja oder nein ?" gab es keine Annäherung zwischen den unterschiedlichen Parteien des Runden Tisches zur Ortsumgehung. Dennoch wertet Moderator Jürgen Ackermann die vergangenen sechs Treffen als erfolgreich, wie er jetzt im Gespräch mit dem LA erklärt. Noch eine Zusammenkunft werde es Ende September/Anfang Oktober geben, dann werden vermutlich alle Informationen ausgetauscht sein, schätzt der erfahrene Politiker.


Der geplante Neubau der Bundesstraße 254 wurde in sechs Sitzungen in allen Facetten diskutiert, fasst der Moderator des Runden Tisches, Jürgen Ackermann, zusammen.
Der geplante Neubau der Bundesstraße 254 wurde in sechs Sitzungen in allen Facetten diskutiert, fasst der Moderator des Runden Tisches, Jürgen Ackermann, zusammen.

Foto | Archiv · Habel


Mitte Januar war der "Runde Tisch - Ortsumgehung Wartenberg-Lauterbach" ins Leben gerufen worden, nachdem der Wartenberger Bürgermeister Dr. Olaf Dahlmann angekündigt hatte, in einer gesonderten Parlamentssitzung erneut über die Ortsumgehung abstimmen zu lassen. Zur Abstimmung kam es nicht. Stattdessen beauftragte Wartenberg nach einigem Hin und Her ein Gutachten über mögliche Auswirkungen der geplanten Ortsumgehung, Zeitgleich trafen sich Vertreter des Kreises und der Stadt Lauterbach zusammen mit den Wartenberger Fraktionsvorsitzenden und ihrem Bürgermeister zu einem regelmäßigen Runden Tisch.

 

Zum Schluss der Sitzungen ein gemeinsames Statement abzugeben - das sei nicht möglich, erklärt Jürgen Ackermann. "Das war auch nicht das Ziel." Stattdessen sei es darum gegangen, neben den Meinungen auch Informationen auszutauschen. "Und das ist gelungen", betont der Moderator. "Wir haben gearbeitet wie ein Fachausschuss - mit vielen Fachleuten." Zu jedem Themenkomplex waren Experten geladen; es ging um das Umstufungskonzept der Bundes- zu Kreis- oder Gemeindestraßen, um die Flurbereinigung, um Ausgleichsmaßnahmen, Lärmschutz, um die Interessen der Bürgerinitiativen und vieles mehr.

 

In dieser Woche waren die Gewerbetreibenden zum Runden Tisch eingeladen. "Natürlich gab es da auch unterschiedliche Haltungen", erklärt Ackermann. Zum einen gebe es begründete Interessen, dass der Verkehr weiter durch Wartenberg fließe, wenn er zum Beispiel an die Tankstelle denke oder an den nach dem Umzug an die Hauptstraße um 44 Prozent gesteigerten Umsatz der Volksbankfiliale in Angersbach. Zum anderen habe Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler berichtet, dass sich seine Gemeinde Dipperz nach dem Bau der Umgehungsstraße hervorragend entwickelt habe. Auch in Großenlüder, ebenfalls an der Umgehungsstraße gelegen, gebe es einen Metzger, der absoluter Gegner der neuen Straße gewesen sei, und dessen Geschäft sich derzeit trotz der neuen Straße ständig vergrößere.

 

Sicher ist sich Ackermann, dass auch Informationen ausgetauscht wurden, die nicht jedem in dieser Form bekannt waren. "Die Verkehrskontrollen bewiesen, dass die Mehrzahl der Lkw berechtigt ist, die Bundesstraße zu befahren", nennt er ein Beispiel. "Durch die Kontrollen wird also kaum ein Verdrängungseffekt erzielt." Das habe sicher der eine oder andere nicht so erwartet. Auch die Aussagen der Bürgermeister aus Großenlüder und Dipperz, dass sie von der Ortsumgehung profitiert hätten, "hätten sich die Bürgerinitiativen sicher anders erhofft". Doch nach einer großen Flut an Informationen seien jetzt sicher alle auf dem gleichen Wissensstand.

 

Dennoch: "Die Argumente werden wir nicht ändern", ist sich Ackermann sicher. "Denn die Fakten, die genannt werden, werden weiterhin unterschiedlich interpretiert." So sei zum Beispiel der viel diskutierte Nutzen-Kosten-Faktor von 2,4 für die einen im ländlichen Raum ein guter Wert, für die anderen viel zu niedrig.

 

Dass diese unterschiedlichen Meinungen nicht wegdiskutiert werden könnten, sei ihm klar. "Die Sache vorwärtszubringen war auch nicht die Intention, einen Runden Tisch einzuberufen, sondern die Versachlichung der Diskussion. Und das ist gelungen, alles ist sehr geordnet abgelaufen." Alle zusammengetragenen Informationen würden auch seitens des Kreises aufbereitet und der Öffentlichkeit später online vorgestellt werden.

 

Wie geht es nun weiter ? "Wenn das Wartenberger Gutachten fertiggestellt ist, werden wir dies nochmals am Runden Tisch besprechen", erklärt Ackermann, "gegebenenfalls auch zweimal, sollte dies notwendig sein." Doch dann seien alle Informationen ausgetauscht. "Der Runde Tisch ist kein Instrument gewesen, um das Pendel in die eine oder andere Richtung ausschlagen zu lassen", stellt er zum Abschluss klar. "Der Runde Tisch war eine sinnvolle Sache. Doch das Gespräch mit den Bürgerinitiativen zeigt, dass die Fronten verhärtet sind. Das wird auch jetzt nicht geändert werden können", so Ackermann. Und eine Entscheidung Pro oder Contra Umgehung könne der Runde Tisch ohnehin niemandem abnehmen.

Bericht | Annika Rausch


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