Was ist eigentlich Inspiration ?

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30 Künstler präsentierten ihre Werke

LANDENHAUSEN - "Eine Frucht der Langeweile" - "Die Natur, die Jahreszeiten oder auch ein besonderer Lichteinfall" - "Alles und Nichts" - "Mein Bauchgefühl". So unterschiedlich die Antworten auf die Frage "Was ist Inspiration ?" waren, so vielfältig waren auch die Exponate, die sich am vergangenen Wochenende wieder unzählige Besucher auf dem "Kunstspaziergang Landenhausen" ansahen. 30 Künstler präsentierten ihre Werke an insgesamt 14 Stationen im ganzen Ort verteilt. Doch was ist es, dass sie zu dem inspiriert, was sie tun ? Was ist der Funke, der vom Sehen, über das Erkennen bis hin zur Umsetzung führt ?

Fotos | Annika Rausch

"Inspiration ? Das hat für mich ganz viel mit dem Sehen zu tun", erklärt Mona Löffler, die sich unter anderem mit digital veränderter Fotografie beschäftigt. "Ganz oft geht es ums Licht. Vieles läuft unbewusst und unterbewusst ab", beschreibt die Künstlerin ihren persönlichen "richtigen Moment", der sie inspiriere. Metallkünstler Rainer Spiegel aus Hünhan sieht Inspiration eher praktisch: "Der Spaß und die Freude, die Kunst mir bereitet, aber auch die Möglichkeit, anderen Freude zu bereiten - das inspiriert und spornt an, immer wieder etwas Neues zu versuchen." Schließlich fertige er keine Massenprodukte, sondern jedes seiner Stücke sei ein Unikat. "Ich sehe etwas, forme etwas draus, und ab und zu kommt auch mal etwas ganz anderes dabei raus", lacht er und betont, dass so gesehen der ganze Kunstspaziergang eine tolle Inspiration sei.

Anna Härtel-Geise und Alexander von Pazatka Lipinski sind Mitglieder des Kunstverein Fulda. Sie arbeitet mit Textilien, er ist Steinbildhauer-Meister. "Das ganze Leben ist eine Inspiration", ist die Vorsitzende des Kunstvereins überzeugt. "Ich werde nachts oft wach. Dann muss ich meine Ideen sofort aufschreiben oder skizzieren, bevor ich sie wieder vergesse." In ihrer Kunst verarbeite sie zum Beispiel auch gute wie schlechte Erinnerungen. "Es gibt auf jeden Fall tausende Möglichkeiten, sich inspirieren zu lassen." Und genauso speziell wie die Inspiration sind auch ihre Kunstwerke. "Mir wird ab und zu gesagt: ,Du musst serieller arbeiten.' Doch da ich nicht davon leben muss, muss ich gar nichts", verrät die Künstlerin. "Und das finde ich toll." Ähnlich sieht das auch ihr Kollege Alexander von Pazatka Lipinski: "Inspiration ist unerschöpflich." Leider gelte das nicht für die Leistungskraft der Künstler, denn diese sei nicht unendlich. Um so mehr mache es ihn glücklich, Kunst betreiben zu dürfen. "Inspiration ist die Kunst, persönliche Gedankenbewegungen zu erkennen. Was passiert in einem ? Wie verarbeite ich das ? Und wie kann ich das umsetzen ? Die Inspirationslage ist daher auch immer eine Emotionslage."

"Inspiration ist eine Frucht der Langeweile", erklärt Michael Lippert ganz schlicht. Wenn er nichts tue, falle es ihm leichter, neue Gedanken zu fassen. "Langeweile ist heute so negativ behaftet, das muss aber gar nicht so sein." Der Lauterbacher Schreiner, der Möbelobjekte kunstvoll mit Licht in Szene setzt, lässt sich auch oft von der Form des Holzes leiten. "Manchmal steht ein Stück ein halbes Jahr in der Ecke, doch dann weiß ich auf einmal, was es werden soll." David Weiss' Inspiration dagegen ist "Alles und Nichts". Alles, was einen Menschen umgibt, könne inspirierend sein. "Es dreht sich viel um den richtigen Blick. Eine Ruine kann genauso inspirierend sein wie ein Kunstwerk. Manchmal finde ich aber auch gar nichts inspirierend. Wenn der Kopf leer ist, und die Gedanken einfach so kommen." Interesse, eine gute Beobachtungsgabe und ein gewisses Maß an Feinfühligkeit - diese Dinge gehören, da sind sich Lippert und Weiss einig, auf jeden Fall zur Inspiration dazu.

"Die Natur, die Jahreszeiten oder auch ein besonderer Lichteinfall" sind Dinge, die Anette Görnert, Künstlerin aus Stockhausen, inspirieren. "Es sind einfach die Dinge, die um mich herum geschehen, die mich interessieren. Dazu gehören auch Mimik und Gestik. Und wenn ich dann male, dann geschieht es schnell, dass ich um mich herum alles vergesse." Ähnlich geht es da auch Christel Steinert aus Landenhausen: "Mein Bauchgefühl ist meine Inspiration. Ich lasse mich von meiner inneren Stimme leiten und kann dann völlig frei sein. Ich verwende Materialien ohne Plan und ohne Zwänge und schaue, was daraus entsteht. Es gibt im Leben schon so viele Zwänge, die kann ich beim Malen nicht gebrauchen. Es ist dabei für mich auch eine neue Erfahrung, dass ich mich auf das verlassen kann, was in mir steckt."

Bei Andreas Schmelzer sind Kunst und Inspiration noch auf eine andere Art und Weise miteinander verwoben. "Wenn ich gerade überhaupt nichts mache, über nichts Besonderes nachdenke, dann kommen mir oft gute Ideen", erklärt der Landenhäuser. Auch Reisen und andere Dinge zu sehen, sei für jeden Menschen sehr inspirierend. Daher versucht er derzeit, mit seiner Kunst eine Reise zum Papst nach Rom zu finanzieren. Zahlreiche Projekte während der Reise sind bereits in Planung, das nötige Geld möchte er mit dem Verkauf von insgesamt 1000 Radierungen für je zehn Euro verdienen. Und so schließt sich bei ihm der Kreis von der Inspiration hin zur Kunst, mit der er sich wieder neue Inspiration holen möchte.

"Es ist schön, dass jeder Künstler und auch jeder Besucher seine eigene Blickweise hat", meint Jan Schäfer, dessen fotorealistische Bleistiftzeichnungen viele Besucher verblüfften. "Was zu schaffen, was mich selbst erfüllt", das sei für ihn jedes Mal etwas Besonderes. "Und das Schönste ist es dann, wenn es auch anderen gefällt." Dem kann Erika Helbich, die mit ihm im selben Raum ausstellt, zustimmen. "Eigentlich kann alles inspirierend sein: die Natur, Gedichte oder auch das politische Weltgeschehen. Eben lauter Dinge, die das Leben auch bereichern."

"Lassen Sie sich inspirieren", wünschte Bürgermeister Dr. Olaf Dahlmann, Schirmherr des Kunstspaziergangs, den Besuchern. Auch Heinz-Gert Funke, der Vorsitzende des Kulturvereins, der die Veranstaltung jedes Jahr organisiert, sprach bei der Eröffnung von der Bereicherung der Kunst und einem Wochenende, das "Beziehungen zwischen Menschen schafft".

Und wer sich etwas Zeit nahm und sich auf die Kunst und die Künstler einließ, ging mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen nach Hause. Und was kann noch inspirierender sein ?

Bericht | Annika Rausch

Quelle | Lauterbacher Anzeiger