Hier nochmal ungekürzt ein Leserbrief zur geplanten Umgehung und dem Gutachten dazu:
schreibt Dietmar Schnell aus Wartenberg
Die Fakten, die das Gutachten zur Ortsumgehung Wartenberg liefert, führen bei nüchterner Betrachtung zu einem völlig anderen Ergebnis, als das Papier uns glauben machen will. Nur mit Taschenspielertricks gelingt es, die Umgehung und deren Auswirkungen auf Wartenberg schön zu reden. Der Gutachter geht nicht vom Ist-Zustand aus, sondern spekuliert, dass sich die Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren ändern werden. So bei der Frage der Flurbereinigung, die die Wartenberger Landwirte heute als unnötig ansehen, genau wie das Gutachten. Dann der Trick: Falls aber in den nächsten Jahren eine Flurbereinigung gewünscht würde (was niemand ernsthaft glaubt), wäre sie etwas günstiger für die Bauern als ohne Umgehung. Ergebnis im Gutachten: -3 für die aktuelle Situation, +3 für die Umgehung. Zweiter Fall: Wir haben heute ein breites Angebot an Geschäften, um das uns viele Nachbargemeinden beneiden. Durch eine Umgehung sind, laut Gutachten, Umsatzverluste von gut 20 % zu erwarten. Das wird kaum ein Unternehmen aushalten können. Die Wartenberger wären, wie heute schon die Landenhäuser, binnen kürzester Zeit gezwungen, alle Einkäufe in Lauterbach (oder anderswo) zu tätigen - besonders für viele ältere Menschen ein großes Problem. Arbeitsplätze verschwänden, Steuereinnahmen brächen weg. Soweit die Fakten. Wie argumentiert der Gutachter? Er behauptet, das Angersbacher Rewe werde in den nächsten Jahren ohnehin schließen (und das Aldi wohl gleich mit) und nur ein größerer Neubau an der Umgehung, wäre zukunftsfähig. Das ist durch nichts zu belegen. Niemand kann eine unternehmerische Entscheidung dieser Art gänzlich ausschließen, aber zunächst spricht auch nichts dafür. Ja, die durchschnittliche Größe der Lebensmittelgeschäfte steigt, aber sehr moderat, in den letzten 10 Jahren um insgesamt ca. 5 %, also ein halbes Prozent pro Jahr und dies hauptsächlich durch die Schließung kleinster Läden und den Trend zu riesigen Supermärkten in den Ballungsräumen. Die Annahme, dass ein solcher Megamarkt an der Umgehung ausgerechnet in Wartenberg gebaut würde, ist ebenso eine Spekulation, noch dazu eine sehr unwahrscheinliche. Eher würde ein Unternehmen näher an Lauterbach in einen Neubau investieren, da dort natürlich mehr Kaufkraft versammelt ist. Die Umgehung, wenn sie denn käme, würde Wartenberg schweren Schaden zufügen und kaum positiven Nutzen bringen. Wir sollten stattdessen noch viel energischer als bisher für Durchfahrtsbeschränkungen (vor allem für den Lkw-Verkehr) und andere Lärmminderungsmaßnahmen eintreten, die Verkehrswende insgesamt vorantreiben und nicht auf Zahlentricksereien hereinfallen.
Leserbriefe sind persönliche Äußerungen, für die die Redaktion nicht die inhaltliche, sondern nur die presserechtliche Verantwortung übernimmt. Leserbriefe werden in voller Länge veröffentlicht.
Die Redaktion behält sich jedoch Kürzungen vor.
Leserbrief | Dietmar Schnell · Wartenberg
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